Was ist eine Sangha? Spirituelle Wegbegleiter auf dem inneren Weg
9 min Lesezeit | veröffentlicht am: 26.10.2024
Als Menschen sind wir von Natur aus soziale Wesen und eingebettet in Gemeinschaften. Beginnend mit der Herkunftsfamilie, in sozialen Bezügen unseres Bildungssystems ebenso wie in sozialen Beziehungen. Als Gleichgesinnte bilden wir Gruppen, die unsere inneren Werte und Ziele teilen. Das bezieht sich auf viele Bereiche des täglichen Lebens sowie auf tiefer liegende Motivationen und spirituelle Bedürfnisse. Dort bündeln wir Kräfte, um innere Ziele und gemeinsame Projekte zu verwirklichen und ins Leben zu bringen. Als Einzelne fühlen wir uns in der Gemeinschaft sicherer, verbunden und zugehörig.
Unabhängig vom geographischen Ort unserer Geburt, unserer sozialen Prägung und der individuellen Ausprägung unseres Wesens war es in der Entwicklung der Menschheitsgeschichte überlebens-notwendig, sich in Gemeinschaften zusammenzuschließen. Die Ergänzung von Jung und Alt, verschiedener Rollen und Fähigkeiten waren verlässliche Grundlagen für Ernährung, Wohnen und Auskommen.
In früheren Zeiten waren das der Stamm, die Sippe, die Dorfgemeinschaft, die Großfamilie.
Entstehung spiritueller Gemeinschaften in der Tradition der Klöster
Eine frühe Form des Lebens in Gemeinschaften, welches religiösen Zielen gewidmet war, bildeten die Klöster. Die europäische Geschichte und Funktion klösterlichen Lebens reicht weit zurück und hat sich bis ins zweite Jahrtausend hinein fortwährend transformiert.
Die Klöster boten Schutz, Bildung und Heilung. Hier entwickelten sich Buchdruck, Apotheken und effektive landwirtschaftliche Nutzformen. Innerlich waren sie getragen vom Geist der Kontemplation und einer Ausrichtung in zumeist christlicher Praxis. Die Gemeinschaft der Gläubigen stellte das Dienen im Geiste Christi vor alle eigenen persönliche Bedürfnisse.
Klöster waren traditionell geschlossene spirituelle Lebensgemeinschaften, hinter deren Tore die Außenwelt endete. Diese Gemeinschaften wussten, sich autark zu versorgen. Im Geiste von „ora et labora“ ( lat.: bete und arbeite) war ein gottgeweihtes, gemeinschaftliches Leben mit täglichen Exerzitien und festen Regeln möglich, auch wenn der Eintritt und die lebenslange Zugehörigkeit nicht immer freiwillig oder ausschließlich geistlichem Streben gewidmet waren.
In der Tradition trennten die Klöster sich in Gemeinschaften von Mönchen und Nonnen.
„Sich gegenseitig Bruder oder Schwester sein“ drückte die Geisteshaltung aus, sich einer anderen Lebensform zu widmen und gemeinsam als Weggefährten höheren Motiven zu dienen.
Suchen wir heute nach klösterlichen Gemeinschaften, finden wir eine Vielzahl an Ausrichtungen und Möglichkeiten, dem inneren Ruf nach Rückzug und Kontemplation zu folgen. Die Klöster sind kaum noch abgeschlossene Lebensgemeinschaften. Der Prozess der Transformation hat die Tore geöffnet und bietet Einlass: für kurze oder lange Aufenthalte der Auszeit und Selbsterfahrung oder – längerfristiger – mit dem Anschluss an bestehende spirituelle Lebensgemeinschaften. Die modernen Klöster sind zum großen Teil überkonfessionell und auch an traditionell fernöstlichen Weisheitslehren orientiert. Sie sind zeitgenössische Bildungsorte, Heilzentren und zugleich traditionell sakrale Orte.
Die Alchemie der Wandlung
von Lee Lozowick
„Mr. Lee“ tut und sagt vieles, was die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer empfindlich provoziert. Auf vielfältige Weise macht er deutlich, dass es nur so möglich ist, uns aus unserem Schlaf der Selbstgerechtigkeit und Anpassung zu reißen, an dem unser Bedürfnis nach Sicherheit und Selbstdefinition innerhalb eines chaotischen Universums uns festhalten läßt. Im Zustand des Schocks ebenso wie in schallendem Gelächter – zwei der bevorzugten Hilfsmittel des Meisters – haben wir die Möglichkeit, unsere Rüstung fallen zu lassen, die Gedanken für einen Moment auszuschalten und von innen heraus Raum für die Möglichkeit eines echten Durchbruchs zu schaffen. Wir haben die Gelegenheit, dessen eingedenk zu sein, der schon immer in uns gegenwärtig ist: Gott.
Sehnsucht nach klösterlichen Orten und Gemeinschaften
Unsere Zeit hat sich sehr im Zuge digitaler Welten und virtueller Räume verändert: Menschen kommen nachweislich immer seltener in gemeinschaftlich sinnstiftenden Kontexten zueinander. Die große Mehrheit orientiert sich an äußeren Dingen und erliegt häufig den Versprechen virtueller Welten. Die Welt der sozialen Medien erscheint schön und (fast) perfekt zu sein.
In der Tiefe spüren aber viele Menschen eine Leere und entwickeln die Sehnsucht, sich wieder mehr dem inneren Wesen ihrer Selbst und einem gemeinschaftlichen Zusammenhalt zuzuwenden. Die traditionelle Gemeinschaft der Gläubigen wandelt sich in eine Gemeinschaft der Suchenden – auf der Suche nach ihrem wahren Selbst und einer individuellen Bestimmung. Was ist der rote Faden in meinem Leben? Wer bin ich wirklich?
Während sich die äußeren Klöster überkonfessionell und weltoffen entwickeln, wächst parallel die Sehnsucht nach einem „Inneren Kloster“ und die Begleitung durch Weggefährten. Auf den Pilgerwegen Europas erfahren es viele, die eine Auszeit brauchen, was es heißt, sich buchstäblich auf den Weg zu machen: auf sich alleine gestellt und in der Gemeinschaft eines gemeinsamen Weges. Zu sich selbst, zu Gott.
Wegbegleiter: sich auf dem Lebensweg begleiten
Eine buddhistische Anweisung lautet: halte Ausschau nach spirituellen Gefährten.
In spirituellen Gemeinschaften, die dem „inneren Weg“ dienen, sind sich die Einzelnen darüber bewusst, dass sie sich auf einem Weg, in einem Prozess des Wachsens und Reifens befinden- sowohl für sich selbst als auch als Teil einer Gruppe von Weggefährten. Spiritueller Austausch, gemeinsames Lernen und Selbsterforschung sind wesentliche Elemente und ermöglichen vertiefende Einsichten.
Viele Menschen auf dem inneren Weg sind durch ähnliche Fragen und Motive verbunden: „Wer bin ich wirklich, was ist meine wahre Natur“? „Worunter leide ich, und wie kann ich mich weiterentwickeln? Was spricht die Stimme meines Herzens“?
Spirituelle Weggefährten unterstützen sich in dieser Erforschung und bringen sich mit der Vielfalt ihrer Potentiale in die Gemeinschaft ein. Als mitfühlende Begleiter können sich Weggefährten darin unterstützen, eigene Strukturen anzuschauen, Verstrickungen des Ego-Geistes zu erkennen und daran zu reifen. In allen Tätigkeiten des täglichen Lebens wie in höheren Dimensionen eines Inneren Weges: als Formen von Achtsamkeit und Erkenntnis.
In der buddhistischen Tradition heißt diese Form der Gemeinschaft Sangha – als eine der drei Säulen des Inneren Weges, neben Dharma (der Lehre) und Buddha (dem Lehrer).
Die Alchemie der Wandlung
von Lee Lozowick
„Mr. Lee“ tut und sagt vieles, was die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer empfindlich provoziert. Auf vielfältige Weise macht er deutlich, dass es nur so möglich ist, uns aus unserem Schlaf der Selbstgerechtigkeit und Anpassung zu reißen, an dem unser Bedürfnis nach Sicherheit und Selbstdefinition innerhalb eines chaotischen Universums uns festhalten läßt. Im Zustand des Schocks ebenso wie in schallendem Gelächter – zwei der bevorzugten Hilfsmittel des Meisters – haben wir die Möglichkeit, unsere Rüstung fallen zu lassen, die Gedanken für einen Moment auszuschalten und von innen heraus Raum für die Möglichkeit eines echten Durchbruchs zu schaffen. Wir haben die Gelegenheit, dessen eingedenk zu sein, der schon immer in uns gegenwärtig ist: Gott.
Was ist eine Sangha?
Der Begriff „ Sangha“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet sinngemäß: Gemeinschaft der Erkennenden.
Hier kommen Menschen in der Tradition einer geistigen Lehre zusammen, um sich gegenseitig in der Selbsterforschung zu unterstützen, zu studieren und gemeinsam einen Erkenntnisweg zu gehen. Sich darin gegenseitig ein Spiegel zu sein, ist eine große Herausforderung!
Darin liegen große Potentiale im Unterschied zu unserem normalen Verständnis von Freundschaften, in denen wir uns in der Regel positiv verstärken und uns gegenseitig „so sein lassen, wie wir sind“. Wir sehen vielleicht Schattenaspekte, weichen aber zugunsten von Harmonie und des Wunsches, geliebt zu werden, davor aus, die Wahrheit eines Momentes offen auszusprechen.
In einer Sangha ist genau das der rote Faden, der in die Tiefe führt: die Bereitschaft, der Wahrheit auf der Suche nach mir selbst zu begegnen. Spirituelle Weggefährten muten sich auf eine Weise in zugewandter Offenheit einander zu, was ein wertvolles Geschenk ist. Wahrheit und Liebe berühren unsere tiefste Sehnsucht nach Selbsterkenntnis, und diesen Weg können wir gemeinsam gehen.
In Gemeinschaft UND allein, das ist sinnbildlich eine paradoxe Aussage: das Koan vom Alleinsein unter Weggefährten. Darin ist nichts ausgeschlossen. Wir gehen einen inneren Weg, den wir nur allein gehen können, und gehen diesen gleichzeitig im Bewusstsein von Gemeinschaft und Verbunden-Sein. Diese Haltung unterstützt uns auf einer tieferen Ebene, innerlich wahrhaftig zu werden. Die Sangha bildet ein spirituelles und mitmenschliches Gewebe, das aus der verbindenden Kraft unserer weiblichen Seele wirkt. Darin sind wir getragen und miteinander verbunden.
Sangha – OM-Stiftung Innere Wissenschaft